von_der_nervenzelle_zum_modell
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von_der_nervenzelle_zum_modell [2024/01/21 10:07] – angelegt torsten.roehl | von_der_nervenzelle_zum_modell [2024/01/21 11:01] (aktuell) – [Das McCulloch Modell] torsten.roehl | ||
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====== Von der Nervenzelle zum Modell ====== | ====== Von der Nervenzelle zum Modell ====== | ||
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+ | Neuronale Netze sind künstliche Systeme, die die Arbeits- und Funktionsweise des menschlichen Gehirns zum Vorbild haben. Der Begriff **Neuron** stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa Nerv. | ||
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+ | Viele solcher Neurone bilden nun ein neuronales Netz. Im menschlichen Gehirn sind es ca. 1011 (100 Milliarden) Neurone. | ||
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+ | {{url> | ||
+ | //Die Animation wurde von meinen Schülern //Frederic Florian// und //Dennis Brodersen// mit //Gimp// erstellt. | ||
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+ | ===== Neuronale Netze bestehen aus wenigen Komponenten ===== | ||
+ | Neuronale Netze sind informationsverarbeitende Systeme, die grundsätzlich aus zwei Einheiten bestehen. | ||
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+ | * **Neurone** | ||
+ | * **Verbindungen** | ||
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+ | Die Neurone stehen durch die Verbindungen (auch Gewichte genannt) miteinander in Wechselwirkung. Die Gesamtleistung eines neuronalen Netzes hängt wesentlich von der Zahl und Gewichtung dieser Verbindungen ab. Das " | ||
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+ | * **Neurone können aktiv sein** - man spricht davon, dass das Neuron feuert. | ||
+ | * **Neurone können inaktiv sein** (ruhend). | ||
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+ | Diese künstlichen neuronalen Netze können eine Vielzahl von Aufgaben lösen. Um die Funktionsweise zu verstehen, müssen wir allerdings ein wenig weiter ausholen. | ||
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+ | |{{ : | ||
+ | |Ein neuronales Netz - die Neuronen (Nervenzellen) sind über Synapsen miteinander verbunden.| Das gleiche Netzwerk nun aber in einer schematischen Darstellung. Anstelle von Neuronen (Nervenzellen) sind nur noch Kreise gezeichnet. Die Verbindungen zwischen den Neuronen sind durch Pfeile gekennzeichnet.| | ||
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+ | ==== Netzwerk Komponenten ==== | ||
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+ | - Neurone | ||
+ | - Verbindungen (Gewichte) | ||
+ | - Netzeingabe (Abkürzung: | ||
+ | - Aktivierungsfunktion | ||
+ | - Updateregel (// | ||
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+ | === zu 1: (Neurone)=== | ||
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+ | Wir bezeichnen Neurone mit xi oder mit xj, um anzudeuten, dass es sich um verschiedene Neurone handelt. Neurone können innerhalb des Netzwerks verschiedene Aufgaben haben: | ||
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+ | * Eingabeneurone, | ||
+ | * Ausgabeneurone | ||
+ | * oder versteckte Einheiten (//hidden units//), wenn sie weder direkt an der Eingabe noch an der Ausgabe beteiligt sind. | ||
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+ | === zu 2: Verbindungen (Gewichte)=== | ||
+ | Wenn zwei Neurone gegeben sind, z.B. xi und xj, bezeichnen wir mit wij die Verbindung (Gewicht) zwischen dem Neuron xi und dem Neuron xj. Wenn das Neuron xj ebenfalls mit dem Neuron xi verbunden ist, lautet das Gewicht demnach wji. Dieses Gewicht ist eine reelle Zahl und soll die Verbindungsstärke zwischen den Neuronen repräsentieren. wij=0 bedeutet z.B., dass es zwischen den Neuronen xi und xj überhaupt keine Verbindung gibt. | ||
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+ | \begin{equation} | ||
+ | W=(w11w12w13w14w15w16w17w18w19 w21w22w23w24w25w26w27w28w29 w31w32w33w34w35w36w37w38w39 w41w42w43w44w45w46w47w48w49 w51w52w53w54w55w56w57w58w59 w61w62w63w64w65w66w67w68w69 w71w72w73w74w75w76w77w78w79 w81w82w83w84w85w86w87w88w89 w91w92w93w94w95w96w97w98w99) | ||
+ | \end{equation} | ||
+ | |||
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+ | Diese Gewichte kann man in Form einer Matrix W anordnen. Im Beispiel oben sind 9 Zeilen und 9 Spalten also eine Matrix vom Typ 9x9 zu sehen. Die Eingabevektoren (Muster) für dieses Netzwerk haben damit 9 Komponenten. | ||
+ | * Der erste Index ist der Zeilenindex. | ||
+ | * Der zweite Index ist der Spaltenindex. | ||
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+ | So befindet sich z.B. in der 4. Zeile und 6. Spalte das Element w46. | ||
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+ | === zu 3: Netzeingabe (Abkürzung: | ||
+ | Die nächste Komponente ist die Netzeingabefunktion netj. Dabei ist netj eine Zahl, die die gesamte Eingabe für das Neuron xj repräsentiert. Die Eingabe hängt von allen Neuronen ab, die mit diesem Neuron verbundenen sind. | ||
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+ | netj=∑wij⋅xi | ||
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+ | Gleichung 2 bedeutet, dass die gewichtete Summe des Neurons xj berechnet werden soll. Dabei werden alle Neurone, die Verbindungen zum Neuron xj haben, d.h., für die gilt wij ≠ 0, mit ihrem Gewicht multipliziert und addiert. | ||
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+ | === zu 4: Aktivierungsfunktion=== | ||
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+ | Alle Netze benötigen die sogenannte Aktivierungsfunktion (siehe Abschnitt Aktivierungsfunktion). Die Aktivierungsfunktion bestimmt, ob ein Neuron, das über Verbindung mit anderen Neuronen Informationen erhält, feuern soll oder nicht. | ||
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+ | === zu 5: Updateregel (Update-Rule)=== | ||
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+ | Wenn der nächste Zustand der Neurone unabhängig von den anderen Neuronen berechnet wird, wird dies als **sequenziell** bezeichnet. | ||
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+ | Dem steht die **parallele** Berechnung gegenüber, bei der alle Neurone gleichzeitig ihren Zustand ändern. Regeln, die beschreiben, | ||
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+ | ==== Aufgabe ==== | ||
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+ | <WRAP center round box 100%> | ||
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+ | {{: | ||
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+ | Gegeben sind die Gewichte w11=w22=0, sowie w12=w21=2. | ||
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+ | Die Neurone haben die Zustände x1=−1 und x2=1. | ||
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+ | Berechnen Sie die gewichtete Summe net2. | ||
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+ | {{: | ||
+ | net2=∑wi2⋅xi=w12⋅x1+w22⋅x2=2⋅(−1)+0⋅1=−2 | ||
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+ | </ | ||
+ | ===== Das McCulloch Modell ===== | ||
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+ | Warren McCulloch und Walter Pitts beschrieben bereits 1943 eines der ersten Modelle für künstliche Neurone. Wir gehen hier nicht auf Details dieses Modells ein, stattdessen wollen wir ein Beispiel geben, wie die oben erwähnten Komponenten eines neuronalen Netzwerkes zusammenarbeiten, | ||
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+ | {{: | ||
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+ | * Eingangsneurone (X1,X2) können 0 oder 1 sein. | ||
+ | * Ausgangsneuron (X3) kann 0 oder 1 sein. | ||
+ | * Die Aktivierungsfunktion braucht für die Lösung dieses speziellen Problems nicht berücksichtigt werden. Ansonsten ist eine einfache Schwellenwertfunktion ausreichend. | ||
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+ | |||
+ | {{ : | ||
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+ | Gegeben sind zwei Eingangsneuronen X1 und X2, sowie das Ausgangsneuron X3. Als Gewichte stehen w13 und w23 zur Verfügung. Das Ziel ist es, die Gewichte so zu belegen, dass die Wahrheitstafel für das AND-Problem erfüllt ist. Haben Sie eine Idee? | ||
+ | ===== Die Grundaufgabe neuronaler Netze===== | ||
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+ | |||
+ | Das obige Beispiel hat anhand der AND-Funktion demonstriert, | ||
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+ | < | ||
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+ | Ein Rezept dafür, wie viele Neuronen man nehmen muss und wie sie angeordnet sein sollten, um das Problem möglichst elegant zu lösen, gibt es übrigens auch noch nicht. | ||
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von_der_nervenzelle_zum_modell.1705831678.txt.gz · Zuletzt geändert: 2024/01/21 10:07 von torsten.roehl